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Mut zur Seelsorge mit der Bibel

geschöpft aus 2Tim 3,14-4,4

Im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte beobachte ich eine zunehmende Verunsicherung in der Seelsorge unter den Pastoren und Ältesten. Und noch mehr unter den Christen in der Gemeinde. Die gegenseitige Seelsorge ist weitgehend zum Erliegen gekommen. Die Angst, irgendetwas falsch zu machen und einen Schaden anzurichten, legt sich lähmend auf die christliche Gemeinschaft.

Es ist ja nur gut, wenn man einander umsichtig und vorsichtig behandelt. Wenn es aber dazu führt, dass wir einander gar nicht mehr helfen, dann wird es wieder fahrlässig. Und wir machen uns immer häufiger unterlassener Hilfeleistung schuldig.

Wir beruhigen unser Gewissen damit, dass es dafür ja Pastoren gibt und die Pastoren beruhigen sich damit, dass es ja das Fachgebiet der Psychologen, Psychotherapeuten und Psychiater ist. Manch ein Pastor empfiehlt Hilfe suchenden Personen also, sich an einen Psychiater zu wenden. Damit will ich nicht sagen, dass es grundsätzlich verwerflich wäre, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Fatal ist es hingegen, wenn wir sie für den Ersatz für die von Gott an seine Gemeinde gegebene Aufgabe der Seelsorge halten.

Mit diesem Artikel möchte ich gerne Christen dazu ermutigen, einander seelsorgerliche Hilfe zu gewähren und diese auch voneinander anzunehmen. Besonders aber möchte ich Pastoren und Mitarbeiter in leitenden Aufgaben in der Gemeinde dazu ermutigen, der Seelsorge wieder ihren Platz in der Gemeinde und der Bibel ihren Platz in der Seelsorge zu geben.

Dabei möchte ich mich hauptsächlich an der Bibel selbst orientieren. Denn es wird nie ein Buch in Seelsorgefragen geben, das an die Bibel herankommt, geschweige denn sie überbietet.


Warum diese Betonung – Seelsorge mit der Bibel?

Im 2. Timotheusbrief beschreibt der Apostel Paulus dem Timotheus die Menschen der letzten Zeit. Im Grunde beschreibt er Phänomene unserer Zeit. Der junge Timotheus lebt mitten in einer moralisch zerfallenden Gesellschaft. Paulus empfiehlt ihm in dieser Situation ganz dringend: „du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und was dir zur Gewissheit geworden ist … weil du von Kindheit an die Heiligen Schriften kennst, welche die Kraft haben, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“ (Kap. 3,14-15)

Es ist eine interessante Aussage, die Paulus an den gläubigen Timotheus richtet: „die Heiligen Schriften… machen dich weise zur Errettung durch den Glauben…“ Das Wort „weise“ deutet auf die praktische Anwendung der Errettung hin, die Timotheus ja bereits durch den Glauben ergriffen hat. Doch die gleichen Schriften, die dem Glauben die Initialzündung geben (vgl. Röm. 10,17), sie machen auch weise, dieses Heil ebenso durch den Glauben im Leben anzuwenden. Das erklärt Paulus in den nun folgenden zwei Versen (16-17): „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.“

Neben der so gewichtigen Aussage über das Wesen der Heiligen Schrift „alle Schrift ist von Gott eingegeben“ macht der Text auch die Aussage darüber, welche Absicht Gott mit der Inspiration dieses Buches verfolgt und wo es eingesetzt werden soll: „sie ist nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.“

Es sind lauter Begriffe aus dem Bereich der Seelsorge. Gott lässt also über Jahrhunderte hinweg von über 40 von Seinem Geist inspirierten Autoren ein Buch schreiben, damit wir es für die Seelsorge einsetzen! Bedenken wir, dass der Autor dieses Buches der Schöpfer der menschlichen Seele (grie.: Psyche) selbst ist, der im Unterschied zum Menschen, der auf das sieht, was vor Augen ist (1. Sam.16,7), auch das Herz des Menschen sehen kann, das offen vor seinen Augen liegt (Hebr. 4,12-13), der die menschliche Psyche wie kein anderer kennt. Kann es einen besseren Autor für dieses Fachgebiet geben, als Gott selbst?!

Wir müssen uns auch nicht sonderlich anstrengen, um die Prinzipien der Schrift auf die Fragen der Seelsorge anzuwenden. Die Schrift ist für die Seelsorge konzipiert und diese ist ihr erklärtes Ziel!

Sehen wir uns die vier Begriffe an, mit denen Paulus die Nützlichkeit der Schrift in 2.Tim.3,16 beschreibt.


1. Sie ist nützlich zur Belehrung
(ὠφέλιμος πρὸς διδασκαλίαν)

Das Wort Gottes ist nach dem Zeugnis Jesu Wahrheit (Joh. 17,17). Als Wahrheit ist die Schrift schon von ihrem Wesen her nützlich zur Belehrung. Sie zeigt uns die Wahrheit über Gott und seine Beziehung zu uns. Sie zeigt uns die Wahrheit über den Menschen, seinen Ursprung und seine Bestimmung. Sie zeigt uns die Wahrheit über die Sünde und wie sie in uns Menschen wirkt. Sie zeigt uns die Wahrheit über die Erlösung von der Herrschaft der Sünde und das befreite Leben im Geist. Sie zeigt uns die Wahrheit über die Psyche des Menschen, über sein Herz, sein inneres Leben. Sie zeigt uns auch die Wahrheit darüber, wie man die sündige Natur durch den Wandel im Geist überwindet (Gal.5). Was immer wir in der Seelsorge über Anthropologie (Lehre vom Menschen), Hamartologie (die Lehre von der Sünde), Soteriologie (Lehre vom Heil) verlässlich erfahren möchten, erfahren wir aus der Schrift.

Die Verkündigung dieser Wahrheiten ist vorbeugende Seelsorge. Sie bewahrt den Christen davor, weit verbreiteten Irrtümern in unserer Gesellschaft auf den Leim zu gehen und hilft ihm, seine Weltanschauung biblisch und gesund zu bauen. Sie gibt dem Menschen die Grundlage für die vielen alltäglichen Entscheidungen, hilft ihm gesunde Beziehungen zu Gott und zu den Mitmenschen (Ehe, Familie, Gesellschaft) zu bauen und auf die Herausforderungen und Probleme des Lebens richtig zu reagieren. Dafür hat Gott sie den Autoren der Bibel eingegeben.


2. Sie ist nützlich zur Überführung
(ὠφέλιμος … πρὸς ἐλεγμόν)

Überführung ist ein heikles Thema in der Seelsorge. Hier geht es darum, etwas Verborgenes aufzudecken und offensichtlich zu machen. Doch wie können wir das tun, wenn wir nur das sehen, was vor Augen ist (nach 1. Sam.16,7) und sobald wir ins Herz schauen möchten, im Dunkeln tappen? Wir sind ja nicht einmal imstande unser eigenes Herz zu erforschen. Das konnte auch Salomo bei all seiner Weisheit nicht auf Anhieb. So formuliert er diesen Spruch (20,5): „Tiefes Wasser ist der Ratschluss im Herzen des Menschen, aber ein verständiger Mann schöpft ihn herauf.“

Ein weiteres Problem bildet das Wesen unseres Herzen, das der Prophet Jeremia (17,9-10) folgendermaßen beschreibt:
„Trügerisch ist das Herz, mehr als alles und bösartig; wer kann es ergründen? Ich, der Herr, erforsche das Herz und prüfe die Nieren…“. Der Herr erforscht und durchschaut dieses trügerische und bösartige Herz und gibt uns ein „Röntgengerät“ in die Hand, damit wir es auch sehen können. Es ist das Wort Gottes (vgl. Hebr. 4,12).

David wendet sich an Gott, wenn er erkennen will, was seine Entscheidungen bestimmt (vgl. Ps.139,23-24): „Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine; und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf dem ewigen Weg!“ Die Antwort auf solche Gebete ist oft in der Heiligen Schrift zu finden. Dafür hat Gott es uns gegeben.



3. Sie ist nützlich zur Zurechtweisung
(ὠφέλιμος πρὸς ἐπανόρθωσιν)

Wörtlich bedeutet das griechische Wort „wieder aufrichten“ und auch „wieder ausrichten“, d.h. den rechten Weg des gottgefälligen Lebens aufzuzeigen. Die Schrift deckt nicht nur falsche Denkweisen, Motive, Gedankengebäude und Lebensweisen auf, sondern zeigt auch, wie man richtig denkt, welche Motive Gott gefallen (1.Kor.13,1-3 u.a.) und wie man sein Leben danach ausrichtet. Sie ist konstruktiv, gibt Antworten und baut auf. Dieses Wort wird in der Septuaginta vielfach in der Weisheitsliteratur benutzt, um das hebräische Wort „jaschar“ zu übersetzen. Dort meint dieses Wort das dem richtigen Gottesverständnis entsprechende rechte Verhalten, Reden und Tun. Dafür ist die Schrift von Gott eingegeben.


4. Sie ist nützlich zur Erziehung in der Gerechtigkeit
(ὠφέλιμος πρὸς παιδείαν τὴν ἐν δικαιοσύνῃ)

Es geht in der Seelsorge nicht nur darum, die Dinge richtig zu erkennen und sie richtig einzuordnen, sondern sie nun im Leben auch anzuwenden. Sie befähigt den Menschen, in den verschiedenen Situationen des Lebens der Gerechtigkeit Gottes entsprechend zu reagieren.

Gott benutzt verschiedene Erziehungsmethoden und Werkzeuge, um dem Menschen beizubringen, seiner Gerechtigkeit entsprechend zu leben. Er sagt, dass er es selbst tut, wie auch jeder echte Vater (Hebr.125,f). Er hat das Gesetz gegeben als Zuchtmeister (=Erzieher) auf Christus hin (Gal.3,24ff) und er hat die Heilige Schrift gegeben zur Erziehung in der Gerechtigkeit. Jesus selbst beauftragt die Jünger damit in seinem Missionsbefehlt (Matth.28,19) „… und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“ Er gibt den Eltern, den Ältesten und den Christen untereinander diesen weitreichenden Erziehungsauftrag. Das Erziehungsziel ist klar und recht hoch gesteckt: Gott hat seine Gläubigen dazu „vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes“. Sowohl in der Beziehung zum Vater als auch in der Lebensweise.

In unserem Text (3,17) drückt Paulus das mit folgenden Worten aus: „damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.“ Das will Gott durch die Inspiration seines Wortes erreichen. Dieses Wort halten wir in unseren Händen, lesen es und erleben seine Wirkung an uns selbst.

Hier können wir in den vielen verschiedenen Situationen sehen, wie Gott erzieht. Wir sehen es in seinen Reaktionen auf die Einstellungen und Handlungen des Menschen, bei Adam und Eva angefangen und dann bei den Erzvätern, dem Volk Israel, bei diversen anderen Völkern, den Propheten, Königen, Priestern, Aposteln, Gläubigen usw. Die Bibel ist voller Bespiele, Vorbilder und Grundsätze für die Erziehung, wie Gott sie betreibt. Hier können wir lernen, wie wir einander in der Gerechtigkeit erziehen und zu den guten Werken befähigen können. Dafür ist die Bibel da.


Warum soll ich mich um andere kümmern?

Nachdem Paulus Timotheus so eindringlich dazu ermutigt hat, sich selbst an der Heiligen Schrift zu orientieren, ruft er ihn dazu auf, sie auch für andere einzusetzen!

Die eigentliche Aufforderung in 4,2 bereitet er ganz feierlich vor: „Ich beschwöre dich…“. Er macht es mit viel Nachdruck, indem er die Zeugen benennt, in derer Namen er Timotheus „beschwört“: „vor Gott und vor Jesus Christus, der über die Lebenden und die Toten Gericht halten wird; und im Blick auf seine sichtbare Wiederkunft und die Aufrichtung seines Reiches flehe ich dich an“… Es ist beim besten Willen keine Empfehlung, sondern eine Anweisung, die keinen Widerspruch duldet. Sie kommt von höchster Autorität des amtierenden höchsten Richters und steht ganz im Interesse des Reiches Gottes!

Was soll Timotheus tun? Die Aufforderung ist ganz kurz: „Predige das Wort!“ Wird dann aber noch weiter erläutert. Predige, verkündige das Wort. Bringe es an den Mann. Tue alles Erdenkliche dafür! „Tritt dafür ein!“ – das verlangt das ganze persönliche Engagement. „Es sei gelegen oder ungelegen“. Er lässt es wohl bewusst offen, ob es für den Verkündiger oder für den Hörer gelegen oder ungelegen kommt. Alles andere tritt zurück, wenn Gott durch sein Wort in unser Leben hinein reden will. Und dass er uns nicht bloß informieren will, sondern in unser Herz hinein reden und dort Veränderungen bewirken will, machen die nun folgenden Worte deutlich: „überführe, tadle/drohe, ermahne/ermutige/tröste!“ Das hat Paulus ja bereits in 3,16 deutlich gemacht. Gott hat sein Wort eingegeben, damit es für die Überführung, Zurechtweisung und Erziehung genutzt wird. Genau das soll Timotheus nun auch tun.

Die letzte Aussage in diesem Satz macht deutlich, dass die Veränderung des Menschen von innen nach außen oft ein langwieriger und schwieriger Prozess ist: „mit aller Langmut und Lehre“. Das Wort Langmut (μακροθυμίᾳ) bedeutet Geduld. Wörtlich beschreibt es die Fähigkeit, den Zorn lange zurückzuhalten. Aber auch bei langwierigen seelsorgerlichen Prozessen empfiehlt er nichts anderes als „Belehrung“. Das bleibt das Hauptwerkzeug der Erziehung des Menschen zum Leben nach dem Willen Gottes.

Paulus sah bereits damals die Zeit kommen, wo man „die gesunde Lehre nicht ertragen wird, sondern sich selbst nach eigenen Lüsten Lehrer beschaffen wird, weil man empfindliche Ohren hat und dass man die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden wird.“ (4,3-4)

Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, wollte man die schier unendliche Vielfalt von Theorien, Konzepten und Ansätzen beschreiben, die man aufgestellt hat, um die seelsorgerlichen Probleme des Menschen zu lösen. Und trotz ihrer widersprüchlichen Vielfältigkeit werden sie eifrig geglaubt, gelehrt und angewandt. Die Schrift jedoch verliert man immer mehr aus dem Blick.

Dabei ist die Schrift voll von wertvollen Hinweisen für die vielfältigen Fragestellungen der Seelsorge. Wir finden hier nicht nur die treffende Beschreibung des inneren Menschen, den die Bibel manchmal mit Psyche, meistens aber mit Herz bezeichnet. Sie zeigt uns, wie das sündige Wesen im Menschen funktioniert und was sein Herz steuert. Sie deckt auf, wie Süchte/Abhängigkeiten im Menschen funktionieren und wie sie gelöst werden.

Wir finden auch diverse Fallbeispiele, wo wir sehen können, wie Gott seelsorgerlich mit seinen Leuten und auch mit dem ganzen Volk Israel umgeht. Ob es die Begierde ist, die zwischenmenschlichen Konflikte, die tiefe Traurigkeit (Depressionen), der Zorn (Aggressionen), Umgang mit Macht, Krankheit, Lebenskrisen usw., die Bibel gibt uns für diese Fragestellungen einen Denkrahmen und bringt auch Fallbeispiele.

Allein die seelsorgerliche Fallstudie „Hiob“ bietet so viele Hinweise für die Beziehung zum Hilfesuchenden und die angemessene Seelsorge an einem Menschen, der unverschuldet leidet. Hier können wir uns in einen Leidenden hineindenken, die verschiedenen Seelsorgeansätze der drei Freunde Hiobs und des Elihu sehen und bekommen schließlich die Bewertung dieser Ansätze von Gott selbst.

Selbst diese wenigen Hinweise machen deutlich, dass wir die Schrift für die Seelsorge noch lange nicht ausgeschöpft haben und werden noch unser ganzes Leben damit zu tun haben, sie auf unsere eigenen Lebenssituationen und die der Hilfesuchenden anzuwenden.

Paulus schreibt den Römern in 15,14: „Ich selbst habe aber, meine Brüder, die feste Überzeugung von euch, dass auch ihr selbst voll Gütigkeit seid, erfüllt mit aller Erkenntnis und fähig, einander zu ermahnen.“

Ich bin ebenso der Überzeugung, dass jeder Christ, der voller Güte die aus der Schrift gewonnene Erkenntnis selbst lebt, auch imstande ist, damit dem anderen zu dienen, d.h. Seelsorge an ihm zu üben.


Seelsorge mit der Bibel ist Liebe zu Jesus!

Es gibt aber einen noch stärkeren Grund, sich seelsorgerlich für den Nächsten einzusetzen. Er kommt aus meiner Beziehung zu Jesus.

Das erkenne ich aus der Begegnung des auferstandenen Jesus mit Petrus (Joh. 21). Dies ist ein exzellentes Beispiel für Seelsorge an einem Menschen, der unter seinem Versagen leidet! Jesus zieht die Beziehungsebene der Sachebene vor. Er klärt die wesentliche Grundfrage: „Simon, Sohn des Jonas, hast du mich lieb?“ Drei Mal stellt er ihm die Frage und drei Mal bejaht Petrus sie. Doch wie soll er ihm das zeigen? Worte sind ja leicht zu sagen, aber wie kann er die Liebe ausleben? Drei Mal sagt ihm Jesus, wie er sie praktisch zum Ausdruck bringen kann: „Weide meine Schafe“.

Wenn du dir also Gedanken machst, wie du erkennen kannst, ob du Jesus wirklich liebst, dann suche sie nicht in leidenschaftlichen Gefühlen oder in der eigenen Gerechtigkeit, sondern kümmere dich um „Jesu Schafe“! Seelsorge an deinen Mitchristen ist die Sprache der Liebe, die bei Jesus ankommt!

Sicher braucht es auch Übung, die rechten Bibeltexte zur rechten Zeit in rechtem Maß einzusetzen. Daher finden wir auch immer wieder im Zusammenhang der Seelsorge, dass es viel Zeit, Geduld, Arbeit und Kraft kostet (Vgl. Kol. 2,28-29; 2.Tim. 4,2; Gal. 6,1-2, usw.). Je früher wir damit beginnen und je häufiger wir die Bibel in der Seelsorge einsetzen, desto geübter werden wir darin sein, die Heilige Schrift zum Heil und zum Wohl unserer Mitmenschen einzusetzen. Also lasst uns heute damit beginnen! Nein, unsere Seelsorge mit der Bibel darf sich nicht auf die Floskel reduzieren, die wir dann zu jedem Problem sagen könnten: „Lies die Bibel und bete und dann werden sich deine Probleme lösen“ So wichtig und grundlegend diese Gemeinschaft mit Gott ist, wird solch eine Floskel dem Auftrag unseres Herrn, einander zu ermahnen und zurechtzuhelfen nicht gerecht. Die Bibel gibt noch viel mehr und differenzierte Hilfestellungen. Allein die Aussage von Paulus in 1. Thessalonicher 5,14: „Wir ermahnen euch aber, Brüder: Verwarnt die Unordentlichen, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid langmütig gegen jedermann!“ macht deutlich, dass wir differenziert und individuell helfen sollen.

Wenn Sie das systematisch, mit anderen zusammen unter Begleitung eines erfahrenen Mentors machen möchten, dann lade ich Sie zu unserem dreijährigen Seelsorgetrainingskurs „Coram Deo“ ein. Dort erforschen wir die Schrift in Bezug auf die Seelsorge und dort trainieren wir die Anwendung der Schrift an uns und an unseren Mitmenschen.

Jakob Görzen


Quelle: BSB Journal, Nr. 9, Juni 2015, S.51-57